Kriegserinnerungen

Josef Keck

Wie gewonnen, so zerronnen – Lebenstraum Fahrrad      

     Der Traum eines jungen Buben (in der Nachkriegszeit) war ein Fahrrad zu besitzen oder wenigstens mit einem fahren zu können. Ein Schüler Namens Nekam Josef fuhr immer ins Gymnasium nach Laa mit einem roten Fahrrad mit Silberfelgen und seitlichen Flügelschrauben, sowie einem runden, verstellbaren, gebogenen Lenker. Der Sinn des verstellbaren Lenkers lag darin, dass man bei Gegenwind sehr gebückt fahren konnte, daher weniger Luftwiderstand hatte, und bei Schönwetter konnte man gemütlich aufrecht radeln. Jeden Morgen wurde er beim Vorbeifahren von mir bewundert. Eines Tages, als ich zufällig vor unserem Haustor stand, kam aus Richtung Wultendorf ein russischer Soldat in betrunkenem Zustand mit einem ähnlichen wie dem von mir beschrieben Fahrrad bis zur Brücke hereingeradelt.

Nach der Brücke kam der Soldat ins Schleudern und fuhr geradewegs in den Graben. Das Vorderrad hatte einen riesigen Achter.  Der Russe ließ das Fahrrad im Graben liegen und torkelte weiter. Ich hatte das Geschehen beobachtet, zog das kaputte Fahrrad aus dem Graben heraus und ging damit zum Haus meiner Großmutter.

In diesem Haus war ein russischer Kommissar einquartiert und dieser hatte drei Wachsoldaten. Einer war vom Zirkus, einer war Musikant und der dritte war Dolmetscher. Der Dolmetscher half mir das Fahrrad im Stadel unterm Stroh zu verstecken. Gegenüber im Haus Nr. 10 stand die Feldküche und die Soldaten warteten immer im Hof auf ihr Essen.

 

   In der Hauseinfahrt lehnte das grüne Fahrrad eines Soldaten und ich dachte mir, dass ich das Vorderrad für mein kaputtes Rad nehmen könnte. Bei einer günstigen Gelegenheit steckte ich das Vorderrad auf mein rotes Fahrrad um. Die erste Probefahrt mit meinen Lebenstraum, einem eigenen Fahrrad, ging nach einigen hundert Metern jäh wieder zu Ende. Ein Soldat kam gerade aus dem Haustor vom Krschka und nahm mir das Rad wieder weg. Aufgelöst saß ich einige Zeit neben der Hausböschung und weinte.  Als ich nach Hause kam, fragte mich der russische Dolmetscher, warum ich den weine, und ich erzählte ihm mein Missgeschick. Sofort stellte er Nachforschungen an, sie waren aber leider umsonst, da der Soldat mit dem Fahrrad schon über alle Berge war. Heute kann sich niemand mehr vorstellen, kein eigenes Fahrrad zu besitzen.

Der 1. Fasan in Hagendorf!

Nach einer Erzählung von Eder Josef Jahrgang 1941

 

Josef Eder, Jahrgang 1941, ging im Herbst 1950, für seine Mutter, die Gemüse für die Suppe benötigte, in den Gemüsegarten. Hinter dem Haus Nr. 45 lag dieser in Richtung Lossdorfer- und Fallbacher Kreuzung. Beim Ausgraben und Abschneiden des Gemüses bemerkte er hinter einem Gestrüpp einen Fasan Hahn! 

Eiligst ging er zum Jagdleiter Eder Matthias (*1893), um seine Beobachtung zu melden. Dieser war zu diesem Zeitpunkt nicht zu Hause. Also ging er zu seinem Bruder, dem damaligen Heger Eder Lorenz (*1884). Dieser war mit Hund und Flinte gleich zur Stelle. Als beide im Gemüsegarten ankamen, war der Hund schon beim Gestrüpp und stellte den Fasan. Der Fasan wurde daraufhin hoch. Der erste Schuss ging daneben, aber der zweite traf und der Fasan Hahn fiel zu Boden. Der Hund apportierte den Fasan und brachte diesem seinen Herren.

Das war der erste Fasanhahn der in Hagendorf erlegt wurde.

 

Die Gutsverwaltung Loosdorf hatte Fasanvoliere im nahen Loosdorf, wo vermutlich dieser Fasan, wahrscheinlich mehrere auskamen (Riede-Fasangarten). Wahrscheinlich hat sich dadurch der Fasan in der Laaer Ebene ausgebreitet.